Vom Wesen einer Salatsosse

Wie machst du deine Salatsosse ? Erklär mal … hier also der Versuch einer Erklärung:

Die gemeine Salatsosse besteht zuerst mal aus Essig. Eben jener Essig ist für den normalen Menschen aber viel zu stark im Geschmack. Stellen wir uns den möglichen Geschmacksbereich eines Menschen als Linie vor, die Geschmacksintensität dann als Ausschlag auf der Linie, gibt Essig etwa ein solches Bild:

Da Menschen mit zu intensiven Eindrücken nichts anfangen können, macht das Gehirn bei der grünen Linie einfach „zu“, es schmeckt im Fall von Essig dann einfach stechend sauer. Die Vielzahl von Aromen im Essig geht verloren.

Zuerst „schneiden“ wir also mal den Essigpeak ab. Je nach Geschmack- und Säurevorlieben des einzelnen nehmen wir dazu Wasser, Zucker, und/oder Öl. Danach ergibt sich in etwa ein solches Bild:

Jetzt wird man schon nicht mehr blind beim probieren, lecker ist aber immer noch etwas ganz anderes.

Der relativ schmale Geschmackskörper nimmt jetzt gerne Hilfe, um breiter zu werden. Dazu sind z.B. Knoblauchöl, Kräuter wie frischer Liebstöckel oder Schnittlauch gut geeignet. Dadurch ziehen wir den Körper an weiteren Stellen in die Höhe, der Geschmack wird komplexer:

Das ist jetzt schon relativ lecker, durch weiteres vorsichtiges verdünnen lässt sich die Sosse, bzw. ihr Körper aber noch weiter öffnen.

Zur weiteren Öffnung des Körpers muss man sich erstmal im Klaren sein, das zugegebene Aromen sich an verschiedenen Stellen und auf verschiedene Arten im Körper ansiedeln.

Knoblauchöl z.B. legt sich gerne um den Mittenbereich und erhöht das Volumen des Körpers zur Seite und in die Höhe. Dadurch wird der Geschmack dem Gehirn gerne wieder zu komplex, so schnell kann man die unterschiedlichen Aromen nicht erkennen. In der Folge macht das Hirn wieder zu und schiebt ein grobes Schätzbild mit den deutlichsten zwei bis drei Aromen durch. Das Ganze sieht dann so aus:

Geschmeckt wird aber durch den „Fehler“ im Gehirn eher so:

Durch die einfache, dosierte! Zugabe von „Öffnern“ wie Sahne, Milch, Wasser, Öl … kann der Körper jetzt in die richtige „Breite und Geschmeidigkeit“ gebracht werden. Einfach etwas verdünnen und regelmässig probieren! Wer keinen totalen Holzgaumen hat, merkt dabei, wie die Sosse sich immer weiter öffnet. Die beste Sosse bekommt man, wenn die Peaks bis kurz unter die Intensitätsgrenze verdünnt werden:

Für Kinder am Tisch darf man gerne noch weiter verdünnen. Die sind so starke Geschmäcker nicht gewohnt!

Das Ergebnis an dieser Stelle wurde von einigen Essern meiner Sossen schon als „Hirnfick“, „säuisch lecker“, etc. bezeichnet. Üblicherweise wird gestritten, wer die restliche Sosse austrinken darf …

Obacht nur, wenn der Punkt erreicht und es wird weiter verdünnt, baut man sich schnell Spülwasser zusammen. Ist die Sosse erst schlapp, flach und kraftlos, ist ihr nicht mehr zu helfen! Fang neu an!

Frische Kräuter sind meiner Meinung nach am besten, wenn sie frisch gehackt mindestens 30 Minuten in der Sosse schwimmen können, bevor final verdünnt wird. Dann kombinieren sie sich gut in das Aromenbild. Nur trocken über den Salat gestreut wirken sie gerne mal wie ein etwas aufdringlicher Fremder im Salat, nicht aber wie ein Teil der Sosse.

Viel Spass und Guten Appetit 🙂

Eine Antwort auf „Vom Wesen einer Salatsosse“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert