Da es sich mit Tinte heutzutage meistens schlecht auf dem üblichen Kopier- und Büropapier schreibt, benutze ich seit einiger Zeit, aus Ermangelung von ordentlichen Alternativen, Papier von Crown Mill. Die Qualität ist ziemlich gut, das Beste was ich bisher gesehen und beschrieben habe, leider ist der Preis unverschämt hoch.
Daher muss ich mal testen, was die „Mittelklasse“ so im Vergleich dazu kann. Für Briefe werde ich wohl auch weiterhin Crown Mill benutzen, als Memo- und Notizzettel reicht vermutlich aber auch etwas anderes aus.
Meine persönlichen Anforderungen an das Papier sind in diesem Fall:
Ich benutze einen Lamy Studio Füller mit B Goldfeder und sehr fliessfreudige Tinte, iroshizuku asa-gao. Bei vielen Papieren drückt das schon bei einfachem Beschreiben auf die Rückseite durch.
Wenn ich Papier nicht gerne anfasse, oder es billig aussieht, mag ich nicht darauf schreiben.
Die Oberfläche machts … aalglatt muss es nicht sein, darauf schreib ich ebenso ungerne wie auf schrubbeligem Schmirgelpapier.
Nachdem ich eine Weile im Internet gesucht habe, sind die folgenden Teilnehmer in diesem Vergleich angetreten:
- Crown Mill Vellum 100g – 19,80€ / 100 Blatt
- Neusiedler Japan Post 80g – 2,49€ / 100 Blatt
- C by Clairefontaine Ivory Vellum 100g – 3,99€ / 100 Blatt
- Zanders Gohrsmühle 80g – 3,69€ / 100 Blatt
Das bestellte „Tomoe River FP 52g“ ist leider noch nicht eingetroffen, das wird halt nachgereicht. Leider hab ich zu spät gesehen, dass das Papier direkt aus Japan verschickt wird.
Beim Crown Mill sind wenig Überraschungen zu erwarten, das benutze ich schon eine Weile und bin damit sehr zufrieden. Ich mag die Haptik, das Papier fühlt sich stabil und wertig an, das Wasserzeichen ist unauffällig und schön gemacht, das Schreibgefühl ist sehr gut. Eine sehr schön gelungene Mischung aus leichtem Widerstand für die Feder und gleiten über das Papier, leider gleitet bei dem Preis für das Papier auch die Barschaft sehr rasant aus der Börse (~20 Cent pro Blatt!):
Die Tintenfestigkeit ist gut, erst ab dem vierten übermalen mit Tinte deutet sich langsam an, dass etwas auf die Rückseite durchkommt.
Neusiedler Japan Post wirkt erstmal recht ordentlich. Das Papier fasst sich deutlich glatter an, als Crown Mill, hat aber keine unangenehme Haptik. Die Optik geht, meiner Meinung nach, aber gar nicht. Das „Wasserzeichen“ ist eher eine aufdringliche Prägung, die stört mich. Da sie auch weder horizontal, noch vertikal irgendwie an der Mitte ausgerichtet scheint, wirkt sie auf mich einfach billig. Den Schreibtest hat das Papier recht ordentlich überstanden, wie es sich schreibt, wenn die Feder über die Prägezeichen stolpert, mag ich nicht probieren. Mehr als der Schreibtest wird bei mir, mit diesem Papier, sicher nicht passieren:
Zum einfachen Beschreiben ist die Tintenfestigkeit wohl ok. Sie ist aber definitiv die schlechteste von den vier Papieren. Beim vierten übermalen drückt es die Tinte einfach nur noch durch, die Vorderseite fängt bereits nach dreifachem übermalen an sich in Faserklumpen abzulösen.
C by Clairefontain macht einen sehr schönen, soliden Eindruck. Die Haptik ist wertig, ein festes Papier, die Oberfläche ein wenig rauer als beim Crown Mill. Die Optik ist makellos, das Wasserzeichen ist schön gearbeitet und unauffällig in das untere Drittel vom Papier integriert. Das Papier beschreibt sich sehr angenehm, mit etwas mehr Widerstand als bei Crown Mill, aber nicht unangenehm. Die Tinte trocknet erstaunlich schnell auf dem Papier:
Die Feder wirkt auf dem Papier schmaler, als auf dem Crown Mill Papier. Die Tintenfestigkeit ist die Beste im Vergleich! Selbst vier mal satt übermalt ist gerade mal der Anfang von einer Drohung zu sehen, dass etwas durchdrücken könnte. An der Vorderseite hat sich auch nichts abgelöst oder aufgeweicht angefühlt, super!
Zanders Gohrsmühle fasst sich sehr glatt an. Die Haptik wirkt bei dem Papier eher schlabberig, mir gefällt sie jedenfalls nicht. Die Optik ist gut, das Wasserzeichen ist nicht zu aufdringlich und ordentlich in das untere Drittel vom Papier integriert. Es schreibt sich sehr rutschig auf dem Papier, mir ist das gefühlt zu glatt, um darauf länger zu schreiben. Da muss ich immer aufpassen, das der Fühler sauber anschreibt, weil das Papier anscheinend zu wenig Widerstand bietet:
Die Tintenfestigkeit ist ok bis gut, bei vier Lagen Tinte drückt es schon etwas auf die Rückseite durch.
Mein Ranking:
1. Platz: C by Clairefontaine
Das Papier lässt sich angenehm beschreiben, die Haptik ist sehr gut und die Tintenfestigkeit super. Die Haptik gefällt mir beim Crown Mill zwar etwas, die Linienbreite um einiges besser, aber den 5! -fachen Preis (19,80€ zu 3,99€ pro 100 Blatt) rechtfertigt das meiner Meinung nach definitiv nicht.
2. Platz: Crown Mill Vellum
Tolles, wunderbares Papier, aber der Preis ist trotzdem jenseits jeglicher Vernunft angesiedelt. Darauf ab und an mal einen Brief an liebe Menschen schreiben, ok, das werde ich mit meinem Restbestand nämlich machen. Für mehr ist es mir definitiv zu teuer!
3. Platz: Zanders Gohrsmühle
Schlabberige Haptik, zu glatte Oberfläche, nicht mein Papier, auch wenn die Qualität für den Preis vermutlich in Ordnung ist. Außerdem, das muss man auch mal lobend erwähnen, das einzige Papier im Vergleich, das in einer Kartonverpackung geliefert wird! Selbst Crown Mill kommt in einer billigen Folie eingeschlagen daher.
4. Platz: Neusiedler Japan Post
Also sorry, die Optik mit der Prägung geht mal überhaupt nicht und wie soll man über die Prägekanten ordentlich schreiben können ? Die Tintenfestigkeit ist die schlechteste im Vergleich, da hilft auch der günstigste Preis nichts mehr.
Fazit: Ich werde auf das C by Clairefontaine umsteigen. Da stimmen Preis und Leistung für mich.
Welche Ironie, dass das somit aussortierte Crown Mill mit der Grabesinschrift, als Text für den Schreibtest, getestet wurde 🙂